Es kann nicht schnell genug auf die Großschanze gehen
Skispringerin Lia Böhme hat sich seit dem Wechsel an den Stützpunkt Klingenthal deutlich verbessert. Bald will sie ihren Titel der Deutschen Schülermeisterin verteidigen.
VON RALF WENDLAND
KLINGENTHAL – Höher, schneller und vor allem weiter – das ist der Anspruch von Lia Böhme. Als Spezialspringerin gehört sie derzeit dem D/C-Kader des Deutschen Skiverbandes an. Ihr bisher bester Sprung ging bis auf 92 Meter. Erreicht hat sie diese im Training. Die 14-Jährige vom SV Zschopau trainiert im zweiten Jahr am Stützpunkt im vogtländischen Klingenthal. Ihr Coach ist dort Marcel Höhlig, der mit dem Team in der Nordischen Kombination 2002 Olympiazweiter wurde und seit dieser Saison in Klingenthal leitender Frauen-Trainer im Skispringen ist.
„Zehn Monate arbeiten wir jetzt zusammen, und Lia hat in diesen sieben Monaten einen enormen Leistungsschub bekommen“, freut sich Höhlig. Zu Hause in Zschopau hatte Lia Böhme bei Weitem nicht das Trainingspensum, das sie jetzt im Vogtland absolviert, und das mache sich positiv bemerkbar, so der Coach. „Es ist die Athletik, bei der Lia deutlich stärker geworden ist, sie hat insgesamt deutlich dazugewonnen. Lia hat ein unwahrscheinliches Talent, sehr gute Flugqualitäten, sie ist sehr risikobereit und gut trainierbar. Wenn man ihr etwas mit auf den Weg gibt, versucht sie es sofort umzusetzen, und meistens gelingt ihr das auch. Das spricht für ihr sportliches Talent“, schwärmt der Trainer.
Voriges Jahr ist die Nachwuchsathletin Deutsche Schülermeis- terin geworden. In der Wettkampfserie um den Alpencup hat sie den Wettbewerb in Bischofsgrün gewonnen. Zuletzt be- legte die Zschopauerin beim Deutschen Schülercup in Rastbüchl zwei zweite Plätze. An gleicher Stelle stehen am Wo- chenende erneut Wettbewerbe an. „Momentan ist der Schülercup das Wichtigste für mich. Dafür möchte ich fit sein. Natürlich auch für die anderen Wettkämpfe“, sagt die junge Sportlerin. Anfang Februar geht es zur Deutschen Schülermeisterschaft nach Baiersbronn, wo Lia Böhme ihren Titel ver- teidigen möchte.
Für die 14-Jährige kann es gar nicht schnell genug voran und auf größere Schanzen gehen. Höhlig sagt: „Als Trainer muss man da Fingerspitzengefühl beweisen, damit man es nicht übertreibt. Bei guten Bedingungen kann man so gute Sportle- rinnen wie Lia ans Fliegen heranführen. Doch sie ist nach wie vor eine Nachwuchsathletin. Man muss die technischen Voraussetzungen schaffen, und auch die Erfahrung muss wachsen.“
Lia Böhme wohnt in Klingental im Internat und besucht die Seminar-Oberschule Auerbach. Dadurch hat sie einen etwas weiteren Weg zur Schule. Das Skispringen hat Lia Böhme von ihrem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Oliver Böhme ist Senioren-Weltmeister und Vorspringer bei verschiedenen hochkarätigen Wettbewerben. Mit sechs Jahren hat die Schülerin mit dem Skispringen angefangen.
Ihr Hobby ist mittlerweile zur Leidenschaft geworden: „Das Skispringen macht Spaß. Angst habe ich nicht, aber Respekt schon, wenn ich auf eine neue Schanze gehe.“ Das Leben in Klingenthal sei nicht vergleichbar mit zu Hause: „Man hat nicht mehr so viel Freizeit. Nach der Schule ist Training und abends stehen dann noch die Hausaufgaben an. Klingenthal an sich ist schön.“ Die Sportlerin ist an den Stützpunkt gewechselt, um ihr Hobby bestmöglich mit der Schule verbinden zu können. Der Anreiz, einmal von der Großschanze in der Vogtland- Arena in Klingenthal zu springen, sei schon sehr groß: „Wenn ich dürfte, würde ich heute schon springen.“ Ihr größtes Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen.
Quelle: Freie Presse | Oberes Vogtland | Mittwoch 15.01.2020 | Seite 14